Saatgut unter Kontrolle
Mais, Soja, Reis oder Weizen sichern die Ernährung der Menschen. Bäuerinnen und Bauern haben über Jahrtausende die Vielfalt des Saatguts als Grundlage für die Züchtung von Nutzpflanzen geschaffen. Diese Vielfalt ist in Gefahr. Seit das Genom dieser Kulturpflanzen im Labor verändert werden kann, kontrollieren zunehmend wenige multinationale Agrokonzerne das Saatgut.
Grosskonzerne und Patente
Die Machtkonzentration nimmt zu: Nach der Fusionierung von DuPont mit DowChemical, ChemChina mit Syngenta und Bayer mit Monsanto beherrschen die Grosskonzerne mehr als 60 Prozent der Märkte für kommerzielles Saatgut und nahezu den gesamten Markt für gentechnisch veränderte Pflanzen.
Die Grosskonzerne sichern sich durch Patente den Zugang zu den genetischen Ressourcen. Nicht nur gentechnisch veränderte Pflanzen werden patentiert – immer häufiger werden Patente auch auf konventionelle Züchtungen erteilt. Sortenschutzrechte erschweren die freie Nutzung und Weiterentwicklung von Pflanzen für Bäuerinnen und Bauern. Die Abhängigkeit der Landwirt:nnen steigt: Patentiertes Saatgut ist teuer, die häufig damit im gleichen Paket verkauften Dünger und Pestizide ebenfalls. Selbst Saatgut zu gewinnen, indem es von der letzten Ernte zurückbehalten wird, ist plötzlich verboten. Und die versprochenen Ertragssteigerungen lassen in der Regel auf sich warten, so dass weltweit viele kleinere Landwirtschaftsbetriebe aufgeben müssen. Das gefährdet die Ernährungssicherheit, denn Kleinbäuer:innen produzieren immer noch den Grossteil der Lebensmittel.
Biologische Pflanzenzüchtung – die Alternative
Auch in der Schweiz gibt es diverse Institutionen, welche die biologische Pflanzenzüchtung fördern. Sie wollen standortangepasste Sorten für eine nachhaltige Landwirtschaft entwickeln. Damit soll der Erhalt der Kulturpflanzenvielfalt sichergestellt werden.
> Pro Specie Rara
> Sativa Rheinau
> Getreidezüchtung Peter Kunz
biorespect engagiert sich wo immer möglich für die Erhaltung der Saatgutvielfalt ohne Monopolisierung und Patente. Deshalb ist biorespect auch Mitglied bei No-Patents-on-Seeds. Gemeinsam mit befreundeten Organisationen fordern wir eine grundlegende Änderung im Europäischen Patentrecht bei Biotechnologie und Pflanzenzüchtung. In erster Linie fordern wir die Einhaltung der Patentgesetze, die Patente auf konventionelle Züchtungen verbieten. Konzerne wenden allerdings findige Tricks an, um dieses Verbot zu umgehen. So wurden bereits mehr als 1.000 Pflanzensorten patentiert, obwohl das geltende Patentrecht dies verbietet. Die Pflanzenzucht in Europa steht vor einer schweren Krise. Traditionelle Züchter:innen müssen befürchten, dass sie ihre bisherige Handlungsfähigkeit schon bald verlieren. biorespect setzt sich vehement dafür ein, dass konventionelle Verfahren zur Züchtung, Zuchtmaterial, Tiere, Pflanzen und daraus gewonnene Lebensmittel von der Patentierbarkeit ausgeschlossen werden. Die Schweiz hat als Vertragsstaat Einsitz im Europäischen Patentamt. Daher fordern wir, dass sich die politischen Vertreter:innen der Schweiz für die Einhaltung des geltenden Rechts stark machen.